UMPFLASTERN: Heterotopien für unsere Innenstädte

Auf Einladung des Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes wurden wir am 16. September 2021 Teil des Innovation Camp UMPFLASTERN, das sich mit der Entwicklung und der Zukunft von Innenstädten befasste. Für dieses abwechslungsreiche und partizipative Forum wurde ein Fachpublikum verschiedener Expert*innen und Entscheidungsträger*innen angesprochen, welche sich über drei Tage hinweg vom 16. bis 18. September 2021 über zukunftsfähige Strategien und kreative Lösungen für die Innenstädte von morgen austauschen sollten. Das IFAH hat dazu einen Workshop entwickelt, in dem die Teilnehmer*innen ihre eigenen utopischen Vorstellungen und Zukunftsideen kommunizieren und miteinander diskutieren können.

Der Großteil der Veranstaltung wurde als Online-Event konzipiert, so auch unser Workshop. Daraufhin haben wir uns überlegt, dass wir nach einer kurzen IFAH-Vorstellung mit einem Impulsvortrag anfangen, in dem wir unsere Perspektiven erläutern und was wir in dem Workshop vorhaben. In einem zweiten Schritt stellen wir dann die Methodik vor, mit der wir gemeinsam mit allen Teilnehmer*innen versuchen wollen, dieses Ziel zu erreichen.

Zusammenfassung des Impulsvortrags

Heterotopien sind „andere Räume“, definierbare Orte mit bestimmten Normen und Habitus, die in jeder Gesellschaft zu finden sind. Michel Foucault nennt Bibliotheken, Museen, Kinos, Theater, Einkaufszentren, Feriendörfer, Zoos, Gärten, Kirchen, Bordelle, Kolonien, Gefängnisse und Psychiatrien als Beispiele. Sie sind Orte der Organisation, Struktur und Illusion, die etwas mit uns vorhaben und uns zu einem Subjekt machen wollen. Oft haben sie das Ziel, eine bessere Gesellschaft oder einen besseren Menschen zu schaffen, sind aber in ihrer Zeit gefangen. Diese Heterotopien können uns zum Nachdenken und zur Schaffung von gedanklichen Utopien anregen.

In diesem Workshop soll über den urbanen Raum reflektiert werden, der voller gebündelter Heterotopien steckt, welche sich vor allem an das ausgehende 19. und 20. Jahrhundert koppeln. Die Innenstädte wurden damals nach einem idealen Einkaufserlebnis ausgerichtet. Jetzt soll darüber nachgedacht werden, wie man Räume jenseits des kapitalistischen Ideals gestalten und wie man diese Visionen kommunizieren kann.

IFAH betrachtet den Raum als individuelle Erfahrung, die durch unsere Wahrnehmung, unseren Körper und unser Denken beeinflusst wird. Schrift und Sprache ermöglichen es uns, unsere Gedanken auszudrücken und unsere Träume für eine bessere Zukunft zu teilen. In diesem Workshop sollen einzelne individuelle Utopien eingesammelt werden, um sie als Heterotopien als gemeinsame Vision für zukünftige Innenstädte zu entwickeln.

Heterotopien verschriftlichen als Ziel

Diese Utopien werden zu kurzen „Tickern“, in die Zukunft gerichtete Kurzbeschreibungen einer Gegebenheit, wie sie man sie sich wünscht. Und Utopien werden damit konkret, zu Heterotopien. So zum Beispiel:

2025. Die Bundesregierung verankert gesetzlich, dass Flächen größer 200 qm nur noch in Ausnahmefällen komplett versiegelt werden dürfen. Alle Flächen müssen stets ein sogenanntes „Verdunstungsareal“ besitzen, im Verhältnis 50/50. Daneben muss in Innenstädten 1 Baum pro 100 qm bebauter Fläche gesetzt werden. Dies soll gewährleisten, dass natürliche Prozesse aus Innenstädten nicht weiter ausgeschlossen werden, sondern urbane Räume sich weiter mit natürlichen verflechten.

Sammelt man solche einzelnen Heterotopien, können sie in einer Zeichnung veranschaulichend zusammengefasst werden, wie Grit es schon oft umgesetzt hat. An diese Möglichkeit der Visualisierung sollen die Teilnehmer*innen denken, wenn sie selbst ihre Heterotopien aufschreiben – und in den Chat stellen, der unsere Online-Performance begleitet. Es folgt eine intensive Denkphase der ca. 25 Personen, und nach und nach purzeln die einzelnen Utopien in das Bildschirmfenster.

Diese ganzen „Ticker“ haben wir zusammengefasst auf einem Zielbild, das wir abschließend ebenfalls online als Ergebnis des Workshops präsentiert haben. Unter dem Zusatz, dass es eigentlich nur ein erster Schritt zu einer großen gemeinsamen Heterotopie ist …

Das Zielbild

Feedback

Mit dem Verlauf und dem Ergebnis des Workshops sind wir insgesamt sehr zufrieden, da unser Anliegen scheinbar alle Teilnehmer*innen erreicht hat und wir spannende Gedanken auffangen konnten. Eine große Herausforderung war das Online-Format, in dem wir erst in der zweiten Hälfte durch das Posten der „Ticker“ ein Feedback erhielten und zuvor nur in ein Off kommunizierten. Ein positiver Effekt davon ist wiederum, dass wir auf diesen Erfahrungen aufbauen können, wenn es um die zukünftige Konzeption von ähnlichen Formaten geht.